Barfußschuhe – gesund, aber nicht immer
Wie gesund sind Barfußschuhe – und für wen?

Barfußschuhe gelten als gesund – ebenso wie das Barfußlaufen. Den Schuhen fehlt alles, was du von normalen Schuhen kennst. Es gibt keinen Absatz, kein Fußbett, keine Dämpfung – deine Füße treten ohne „Gefälle“ auf. Außerdem haben Barfußschuhe die typische breitere Zehenbox, damit die Zehen ihre normale Greif- und Stabilisierfunktion ausüben können. Dieses Konzept des „Zurück zur Natur“ wird gesunden Füßen gerecht und kann Fehlstellungen vorbeugen. Doch wo bereits ausgeprägte Schäden vorhanden sind, solltest du Barfußschuhe nur nach Rücksprache mit deinem Arzt tragen. Welche Fehlstellungen sich mit Barfußschuhen korrigieren lassen und wann du besser darauf verzichtest, erklären wir dir hier.
Erklärung | Barfußschuhe empfehlenswert | Barfußschuhe nicht empfehlenswert | |
Fußfehlstellungen | |||
Hallux valgus | Der große Zeh neigt sich nach innen zu den übrigen Zehen, der Ballen schiebt sich nach außen. Ursachen sind teils Veranlagung oder ein schwaches Bindegewebe. Zu enge Schuhe fördern den Ballenzeh ebenfalls. | Die breite Zehenbox des Barfußschuhs und der Verzicht auf einen Absatz können dazu beitragen, die Fehlstellung zu mindern. Deshalb berichten Betroffene von guten Erfahrungen mit Barfußschuhen bei Hallux valgus. | |
Hammerzehen oder Krallenzehen | Die Zehen überlagern einander oder krümmen sich übermäßig. Zu den Hauptursachen zählen zu enge Schuhe. Hammerzehen treten nicht selten zusammen mit dem Ballenzeh und einem Senkfuß auf. | Bei früher Diagnose helfen Barfußschuhe den Zehen, ihre natürliche Stellung wiederzuerlangen. | Ausgeprägte, mit Schmerzen beim Gehen verbundene Hammerzehen lassen sich nicht durch Barfußschuhe korrigieren, sondern werden operativ begradigt. |
Plattfuß | Extremform des Senkfußes mit völliger Abflachung des Fußgewölbes | Barfußschuhe bei Plattfuß werden ausdrücklich nicht empfohlen – Linderung für Fuß und Gelenke bieten Einlagen (Schuhzurichtungen). | |
Senkfuß | Das Fußgewölbe senkt sich sichtbar ab. | Ein früher Übergang zu Barfußschuhen bei Knick-Senk-Spreizfuß kann den Verlauf verlangsamen. | Ausgeprägte Senkfüße lassen sich durch Barfußschuhe nicht kurieren. |
Senk-Spreizfuß | Das Absinken des Fußgewölbes geht einher mit zunehmender Spreizung des Vorfußes und dadurch stärkerem Druck auf dessen mittleren Teil. | Bei früher Diagnose und nicht sehr ausgeprägtem Krankheitsbild kann das zeitweise Tragen von Barfußschuhen bei Senk-Spreizfuß die Fußmuskulatur kräftigen und den Verlauf abbremsen. | Bei ausgeprägtem Senkfuß/Plattfuß ist ein Barfußschuh nicht geeignet. |
Knick-Senkfuß | Die Ferse knickt nach innen ab, anstatt senkrecht nach oben zu zeigen. Der Innenknöchel des Fußgelenks tritt hervor, das Fußgewölbe flacht ab. | Barfußschuhe bei Knick-Senk-Spreizfuß oder Knick-Senkfuß können lediglich bei den ersten Anzeichen der Fehlstellung zur Entlastung beitragen. | Barfußschuhe bei Knick-Senkfuß in starker Ausbildung würden den Fuß zu sehr belasten. |
Fersensporn | Die nur millimetergroße knöcherne Verdickung am Fersenbein entsteht durch anhaltende, wiederholte Reizung insbesondere der Plantarfaszie. | Barfußschuhe bei Fersensporn können lindern und vorbeugen. | |
Entzündung der Plantarfaszie | Die unter der Fußsohle längs verlaufende breite Sehnenplatte ist ständigen Reizungen ausgesetzt und reagiert mit Entzündungen, die unter anderem den Fersensporn verursachen. | Die Plantarfaszie wird durch das Tragen von Barfußschuhen anders und natürlicher belastet – ebenso wie sämtliche Faszien in Füßen und Beinen. | |
Entzündung der Achillessehne | Die kräftige Sehne, die den Wadenmuskel mit dem Fersenbein verbindet, entzündet sich insbesondere bei Menschen, die viel zu Fuß unterwegs sind und Laufsport treiben. | Langfristig kräftigen Barfußschuhe die Wadenmuskulatur und Beinmuskulatur. So können Barfußschuhe einer Achillessehnenentzündung vorbeugen. | Eine voll ausgeprägte Entzündung der Achillessehne wird besser durch eine Entlastung anhand einer medizinischen Einlage (die Schuhzurichtung) auskuriert. Barfußschuhe bei Achillessehnenentzündung sind hingegen eher geeignet, das Problem zu vergrößern. |
Schweißfüße | Übermäßige Schweißproduktion, teils anlagebedingt, teils verursacht durch zu enge Schuhe bzw. Schuhe und Strümpfe aus nicht atmungsaktiven Materialien | Leichte Modelle aus besonders feuchtigkeitsableitenden Materialien helfen als Barfußschuhe gegen Schweißfüße, ebenso luftige Socken [Link zu Socken]. | |
Erkrankungen der Knochen und Gelenke | |||
Knie- und Hüfterkrankungen | Veränderungen der Gelenke, bedingt durch Alter, Übergewicht, Sportverletzungen etc. | Bei arthritischen Veränderungen der Gelenke können Barfußschuhe etwa bei Kniearthrose durch die verbesserte Gewichtsverteilung Linderung bewirken. | Bei ausgeprägtem Übergewicht sollten die Gelenke nicht zusätzlich durch fehlende Dämpfung belastet werden. |
Sportverletzungen | Sportarten, die den Bewegungsapparat stark belasten, können zu Brüchen, Rissen von Muskeln oder Sehnen und anhaltenden Entzündungen führen. | Sportverletzungen sind fallweise mit dem Facharzt zu besprechen. | |
Rückenschmerzen | Sporadische oder anhaltende Schmerzen insbesondere im unteren Rückenbereich mit multiplen Ursachen | Barfußschuhe können eine Linderung durch eine verbesserte Körperhaltung bewirken. So erweisen sich Barfußschuhe gegen Rückenschmerzen als wirksam, außerdem können Barfußschuhe bei einem Bandscheibenvorfall dazu beitragen, die stützende Muskulatur zu kräftigen und die Schmerzen zu lindern. | Eine Rücksprache mit dem Arzt ist notwendig, um Schäden an der Wirbelsäule oder Fehlbildungen – wie eine Hüftluxation oder unterschiedlich lange Beine – auszuschließen. |
Chronische Erkrankungen des Stoffwechsels | |||
Diabetes mellitus | Stoffwechselerkrankung unterschiedlicher Ausprägung mit erhöhtem Blutzuckerspiegel aufgrund verminderter Insulinbildung in der Bauchspeicheldrüse | Die mit der Erkrankung verbundene Neuropathie und das dadurch erhöhte Verletzungsrisiko der Füße macht Barfußschuhe für Diabetiker eher ungeeignet. | |
Übergewicht | Überschreiten eines BMI von 25, ab einem BMI von 30 liegt extremes Übergewicht oder Adipositas vor. | Barfußschuhe bei Übergewicht würden aufgrund der fehlenden Dämpfung die Gelenke zu stark belasten. | |
Operative Eingriffe am Bein | |||
Hüft-Operation | Einsetzen einer Hüftgelenksprothese | Barfußschuhe nach der Hüft-OP sind aufgrund des Verzichts auf einen Absatz und die gleichmäßige Gewichtsverteilung hilfreich, um den Gang zu stabilisieren. | |
Knie-Operation | Einsetzen einer Kniegelenksprothese | Ähnlich empfehlenswert wie nach der Hüft-OP |
Gut zu Fuß in Barfußschuhen: Fußgesundheit ist komplex
Unsere Füße müssen bei jedem Schritt das gesamte Körpergewicht tragen – und das nicht nur auf ebenem Gelände, sondern treppauf, treppab. Dabei ist alles, was wir tragen, nicht eingerechnet. In jungen Jahren nehmen die meisten Menschen ihre Füße kaum wahr. „Es läuft gut“, solange sich keine Probleme abzeichnen.
Dabei leisten Füße und Beine Schwerarbeit auf komplexem Fundament. Insgesamt 26 Knochen pro Fuß, die meisten davon winzig klein, bilden einen gewölbten Bogen, der auf der Ferse und dem Vorfuß ruht. Sehnen und Bänder verbinden sie, Muskeln geben dem Fußgewölbe den nötigen Halt.
Füße sind nun einmal ständig in Bewegung – nicht nur bei der Ausführung deiner Schritte, sondern auch bei jedem Auftreten und Abrollen. Die Bestandteile des Fußes bewegen sich unentwegt mit- bzw. gegeneinander. Sie sind die erste Anlaufstelle bei der Dämpfung, also dem Abfangen der Erschütterung, wenn dein Gewicht auf den Boden auftritt. Was der Fuß nicht allein leisten kann, gibt er weiter an Knie, Hüften und sogar die Wirbelsäule.
Ein gut ausgebildeter, muskulöser Bewegungsapparat entsteht durch regelmäßiges und möglichst natürliches Laufen. Allerdings ist unsere Lebensweise dafür nicht mehr ausgelegt. Wir laufen insgesamt zu wenig und tragen dabei feste, mitunter ungeeignete Schuhe. Die Belastung der Füße wird nicht mehr gleichmäßig verteilt, einzelne Bestandteile stehen übermäßig unter Stress.
Die Muskeln, die das fragile Ganze zusammenhalten, verkümmern in festen Schuhen, die den Fuß umschließen. Hohe Absätze verlagern das Körpergewicht unverhältnismäßig. Kommen weitere Faktoren wie Übergewicht hinzu, bilden sich Fehlstellungen aus.
Der häufige Senkfuß in seinen unterschiedlichen Ausprägungen ist eine davon, ebenso der Fersensporn. Schmerzen in den Füßen können auch auf winzige, haarfeine Belastungsbrüche einzelner Knochen hinweisen. Sind die Probleme ausgeprägt, raten die meisten Orthopäden von Barfußschuhen ab.
Leichte Fehlstellungen der Füße können durch Barfußschuhe allerdings spürbar gelindert werden. Außerdem gibt es Übungen, die die Fußmuskulatur kräftigen und helfen, die Beweglichkeit der Zehen zu verbessern. Eine Eigendiagnose ist jedoch nicht empfohlen – falls du bereits sporadische oder ständige Schmerzen beim Laufen hast, solltest du zuerst einen Facharzt konsultieren, auch hinsichtlich des Tragens von Barfußschuhen. Häufig lassen sich leichte Symptome mit Barfußschuhen tatsächlich behandeln, bei ernsten Fehlstellungen raten Mediziner von Barfußschuhen ab.
Barfußschuhe für Plattfüße?
Viele Fragen ranken sich um das Tragen von Barfußschuhen: Mit dem Plattfuß in Barfußschuhe? Darf man Barfußschuhe bei Senkfuß tragen oder können sich Betroffene Linderung durch Barfußschuhe beim Spreizfuß erhoffen? Orthopäden bringen es auf den Punkt, wenn sie die Antwort von der Schwere der Ausprägung abhängig machen.
Das Absinken des Fußgewölbes, die übermäßige Spreizung der Knochen im vorderen Teil des Fußes und ein Schiefstand der Ferse können einzeln oder zusammen auftreten. Gemeinsam haben sie, dass das Zusammenspiel der Knochen und Knöchelchen, der Sehnen und Muskeln im Fuß bereits stark beeinträchtigt ist, wenn Betroffene erste Beschwerden empfinden.
Besondere Sorgfalt ist geboten bei starken Absenkungen. Barfußschuhe für den Plattfuß in seiner schwersten Ausprägung sind ungeeignet, da der Fuß dann auf zusätzliche Dämpfung und eine Stütze für das Fußgewölbe angewiesen ist.
Abgeraten wird außerdem von Barfußschuhen bei einem Knickfuß. Die ohnehin ungünstig belastete Ferse und das abgeknickte Fußgelenk bedürfen eher einer Schuhzurichtung. Deshalb ist ein ausgeprägter Knick-Senkfuß mit Barfußschuhen nicht gut zu vereinbaren, auch bei einem Knick-Senk-Spreizfuß können diese Schuhe eher schaden als nutzen.
Anders liegt die Sache mit Barfußschuhen für den Spreizfuß – ist die Fehlstellung bisher nicht weit fortgeschritten, lassen sich Senk-Spreizfüße in Barfußschuhen durch das natürlichere Laufen ausbremsen.
Fersen und Zehen – die Knackpunkte des Fußes
Dort, wo der Fuß aufgesetzt wird, macht sich übermäßige Belastung als Erstes bemerkbar. Das Fersenbein und die Zehengelenke und -knochen sind besonders empfindlich. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Bewegungsfreiheit insbesondere der Zehen in normalen Schuhen stark eingeschränkt wird. Dank der breiten Zehenbox beugen Barfußschuhe Fersenschmerzen vor, ebenso dem Fersensporn. Barfußschuhe bei Fersenschmerzen, die bereits länger bestehen, sollten mit einem Facharzt abgeklärt werden – er kann dir sagen, ob du die Ferse zunächst durch gute Dämpfung auskurieren musst. Beizeiten getragen, können Barfußschuhe dem Fersensporn vorbeugen.
Ähnlich sieht es aus, wenn du dir von Barfußschuhen bei Hallux valgus Abhilfe versprichst. Ist der Ballenzeh noch nicht zu stark ausgeprägt (einschließlich einer Entzündung des Grundgelenks), sind Barfußschuhe gut bei Hallux valgus. Denn sie erlauben dem vorderen Teil des Fußes, zu einer natürlicheren Form zurückzukehren, und lindern die Beschwerden, sofern Größe und Passform [Link zu Größe und Passform] stimmen. Eine „Heilung“ in dem Sinn, dass Barfußschuhe gegen Hallux valgus wirken, ist allerdings nicht zu erwarten.
Jede Bewegung ist ein komplexer Ablauf, den wir bestenfalls gar nicht wahrnehmen – unser Körper leistet das Gewünschte. Kommen kleinste Teile aus dem Gleichgewicht, reagiert das gesamte Körpersystem durch Kompensation oder Krankheiten. Gerade Fehlstellungen oder Erkrankungen der Füße können sich bis zum Kopf auswirken.
Du wirkst dem entgegen mit Barfußschuhen – Arthrose lässt sich mit den flachen Schuhen lindern. Da das Körpergewicht besser verteilt wird, helfen Barfußschuhe bei Arthrose im Knie. Während Barfußschuhe bei Kniearthrose und arthritischen Problemen des Hüftgelenks empfohlen werden, lässt sich der Einsatz von Barfußschuhen bei Knieproblemen nicht immer befürworten.
Steht hinter den Problemen eine Verletzung beim Sport, können die Knieschmerzen durch Barfußschuhe noch zunehmen. Das Tragen von Barfußschuhen bei Knieschmerzen oder die Entscheidung für Barfußschuhe bei Rückenschmerzen sprichst du deshalb am besten mit deinem Facharzt ab.
Fazit: Die leichten, weichen Schuhe verhelfen dir in vielen Fällen zu einer verbesserten Körperwahrnehmung. Die frühzeitige Entscheidung für Barfußschuhe kommt dir in späteren Lebensjahren zugute. Da es Barfußschuhe in vielen Schuharten und nach der neuesten Mode gibt, wird dir dein Styling damit nicht schwerfallen!
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